DIFFUSIONISTEN
English version below ...
DIFFUSIONISTEN – a time capsule beyond reality
Sepiafarbene Schwarzweißfotografien, die in einem Fotoalbum präsentiert werden, lassen eine Welt vor 100 Jahren lebendig werden. Eigenwillige Geräte, Technologie vergangener Zeit und Porträts von Menschen mit eigenwilligen Apparaten geben Einblick in eine Welt der Wissenschaft, die naturwissenschaftliche Grenzen neu zu definieren scheint.
Die im Fotoalbum anscheinend beliebig zusammengestellten Motive zeigen Porträts der Mitglieder, illustrieren Situationen, zeugen von Experimenten, präsentieren Laboratorien und lassen darüber hinaus eine Relativität von Zeit und Raum erahnen, da manche der Aufnahmen stilistisch heutigen Geschmacksvorstellungen entsprechen. Erläuternd zu der surreal anmutenden Bildwelt sind in dieser fotografischen Zeitkapsel Begrifflichkeiten zu finden, die auf Orte, Versuche, Entwicklungen und Erkenntnisse zu verweisen scheinen. Aus diesen Wortschöpfungen lassen sich wiederum Wünsche, Hoffnungen und Träume der Menschheit von der Weltformel ablesen und damit gleichzeitig ihr Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit und Begrenztheit.
Die Diffusionisten thematisieren den zunehmenden Verlust an authentischer Qualität fotografischer Bilder. Menschen, die es nie gab, Labore, Geräte und Phänomene sind trotz vermeintlicher fotografischer Zeugenschaft künstlich generiert. Es eröffnet sich in diesem Kunstprojekt eine fotogenerisch erzeugte Bildwelt, die durch eine kreative Verwendung bildgenerierender Künstlicher Intelligenz erschaffen wurde. Die Indexikalität der im Buch gezeigten fotografischen Bilder wird durch Zeit, Stil, Komposition sowie Genre behauptet und gleichzeitig durch gezielte stilistische Brüche, kleine Unvollkommenheiten, durchgängige Surrealität sowie subversiven Humor hinterfragt.
Die mit zunehmender Implementierung bildgenerierender KI in den gesellschaftlichen Kontext unscharf werdenden dokumentarischen und fiktionalen Anteile der Bildwelt finden sich im Nebeneinander historischer und zeitaktueller Bildanteile der dadurch vorgeblich zeitreisenden Diffusionisten wieder. Wissenschaftliche Apparaturen erzeugen aufgrund der Abbildung und Präsentation im Kontext vermeintliche Authentizität, die allerdings nur von wissenschaftlichen Experten der Diffusionisten auch attestiert werden könnte. Als Laie kann der Betrachter nur das Bild lesen und erliegt aus eigener Unkenntnis dem überzeugend dargebrachten Anspruch an dokumentierter Wahrheit.
In Analogie zur aktuellen Nutzbarkeit der generativen KI als neues Werkzeug zur Erschaffung kreativer Ausdrucksmöglichkeiten entsteht mit der Bildwelt der Diffusionisten ein surreales, fotografisches Zeitfenster, das vor circa 100 Jahren angesiedelt ist – also in jener Zeit, in der die klassische Fotografie als neues bildgebendes Medium für eine breite Bevölkerung nutzbar wurde. Während damals mit der Fotografie die Technologie für ein neues visuelles Kommunikationsmittel erschaffen wurde, referieren die heutigen Diffusionsmodelle aufgrund ihrer Trainingsdaten hingegen auf das digitalisierte, visuelle Gedächtnis der Gesellschaft, inklusive ihres fotografischen und ästhetischen Anteils.
Mit Beginn der allgemeinen Verfügbarkeit generativer Künstlicher Intelligenz verhandelt die fotogenerische Arbeit „Diffusionistenˮ auf unterschiedlichen Ebenen grundlegende Aspekte der neuen, disruptiven Technologie und der damit verbundenen Herausforderungen für die Gesellschaft.
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DIFFUSIONISTS – A Time Capsule Beyond Reality
Sepia-colored black and white photographs, presented in a photo album, bring to life a world 100 years ago. Unconventional devices, technology of a past era, and portraits of people with unconventional apparatus provide an insight into a world of science that seems to redefine scientific boundaries.
The images in the photo album, which appear to have been put together randomly, show portraits of the members, illustrate situations, bear witness to experiments, present laboratories, and also suggest a relativity of time and space, as some of the photographs stylistically reflect a contemporary taste. To explain the seemingly surreal world of images, this photographic time capsule contains expressions that refer to places, experiments, developments, and insights. These word creations reveal humanity’s wishes, hopes, dreams, and awareness of its imperfections and limitations.
Diffusionists address the increasing loss of authentic quality in photographic images. People who never existed, laboratories, devices, and phenomena are—despite supposed photographic testimony—artificially generated. In this art project, a photogenerated world of images is created through the creative use of image-generating artificial intelligence. The indexicality of the photographic images shown in the book is asserted through time, style, composition, and genre and, at the same time, questioned through targeted stylistic breaks, minor imperfections, consistent surreality, and subversive humor.
The documentary and fictional parts of the visual world, which become blurred with the increasing implementation of image-generating AI in the social context, are reflected in the coexistence of historical and contemporary image parts of the supposedly time-traveling diffusionists. Due to their depiction and presentation in context, scientific apparatuses create supposed authenticity, which could only be attested to by diffusionists’ scientific experts. As a layperson, the viewer can only read the image and succumbs to the convincingly presented claim to documented truth out of ignorance.
In analogy to the current usability of generative AI as a new tool for creating creative expression, the visual world of diffusionists creates a surreal, photographic time window set around 100 years ago. This was when classic photography became usable as a new imaging medium for a broad population. While photography was the technology for a new means of visual communication back then, today’s diffusion models refer to society’s digitalized visual memory, including its photographic and aesthetic components, due to their training data.
With the general availability of generative artificial intelligence, the photogenic work “Diffusionistsˮ negotiates fundamental aspects of the new, disruptive technology and the associated challenges for society on various levels.
DIFFUSIONISTEN
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DIFFUSIONISTEN – a time capsule beyond reality
Sepiafarbene Schwarzweißfotografien, die in einem Fotoalbum präsentiert werden, lassen eine Welt vor 100 Jahren lebendig werden. Eigenwillige Geräte, Technologie vergangener Zeit und Porträts von Menschen mit eigenwilligen Apparaten geben Einblick in eine Welt der Wissenschaft, die naturwissenschaftliche Grenzen neu zu definieren scheint.
Die im Fotoalbum anscheinend beliebig zusammengestellten Motive zeigen Porträts der Mitglieder, illustrieren Situationen, zeugen von Experimenten, präsentieren Laboratorien und lassen darüber hinaus eine Relativität von Zeit und Raum erahnen, da manche der Aufnahmen stilistisch heutigen Geschmacksvorstellungen entsprechen. Erläuternd zu der surreal anmutenden Bildwelt sind in dieser fotografischen Zeitkapsel Begrifflichkeiten zu finden, die auf Orte, Versuche, Entwicklungen und Erkenntnisse zu verweisen scheinen. Aus diesen Wortschöpfungen lassen sich wiederum Wünsche, Hoffnungen und Träume der Menschheit von der Weltformel ablesen und damit gleichzeitig ihr Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit und Begrenztheit.
Die Diffusionisten thematisieren den zunehmenden Verlust an authentischer Qualität fotografischer Bilder. Menschen, die es nie gab, Labore, Geräte und Phänomene sind trotz vermeintlicher fotografischer Zeugenschaft künstlich generiert. Es eröffnet sich in diesem Kunstprojekt eine fotogenerisch erzeugte Bildwelt, die durch eine kreative Verwendung bildgenerierender Künstlicher Intelligenz erschaffen wurde. Die Indexikalität der im Buch gezeigten fotografischen Bilder wird durch Zeit, Stil, Komposition sowie Genre behauptet und gleichzeitig durch gezielte stilistische Brüche, kleine Unvollkommenheiten, durchgängige Surrealität sowie subversiven Humor hinterfragt.
Die mit zunehmender Implementierung bildgenerierender KI in den gesellschaftlichen Kontext unscharf werdenden dokumentarischen und fiktionalen Anteile der Bildwelt finden sich im Nebeneinander historischer und zeitaktueller Bildanteile der dadurch vorgeblich zeitreisenden Diffusionisten wieder. Wissenschaftliche Apparaturen erzeugen aufgrund der Abbildung und Präsentation im Kontext vermeintliche Authentizität, die allerdings nur von wissenschaftlichen Experten der Diffusionisten auch attestiert werden könnte. Als Laie kann der Betrachter nur das Bild lesen und erliegt aus eigener Unkenntnis dem überzeugend dargebrachten Anspruch an dokumentierter Wahrheit.
In Analogie zur aktuellen Nutzbarkeit der generativen KI als neues Werkzeug zur Erschaffung kreativer Ausdrucksmöglichkeiten entsteht mit der Bildwelt der Diffusionisten ein surreales, fotografisches Zeitfenster, das vor circa 100 Jahren angesiedelt ist – also in jener Zeit, in der die klassische Fotografie als neues bildgebendes Medium für eine breite Bevölkerung nutzbar wurde. Während damals mit der Fotografie die Technologie für ein neues visuelles Kommunikationsmittel erschaffen wurde, referieren die heutigen Diffusionsmodelle aufgrund ihrer Trainingsdaten hingegen auf das digitalisierte, visuelle Gedächtnis der Gesellschaft, inklusive ihres fotografischen und ästhetischen Anteils.
Mit Beginn der allgemeinen Verfügbarkeit generativer Künstlicher Intelligenz verhandelt die fotogenerische Arbeit „Diffusionistenˮ auf unterschiedlichen Ebenen grundlegende Aspekte der neuen, disruptiven Technologie und der damit verbundenen Herausforderungen für die Gesellschaft.
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DIFFUSIONISTS – A Time Capsule Beyond Reality
Sepia-colored black and white photographs, presented in a photo album, bring to life a world 100 years ago. Unconventional devices, technology of a past era, and portraits of people with unconventional apparatus provide an insight into a world of science that seems to redefine scientific boundaries.
The images in the photo album, which appear to have been put together randomly, show portraits of the members, illustrate situations, bear witness to experiments, present laboratories, and also suggest a relativity of time and space, as some of the photographs stylistically reflect a contemporary taste. To explain the seemingly surreal world of images, this photographic time capsule contains expressions that refer to places, experiments, developments, and insights. These word creations reveal humanity’s wishes, hopes, dreams, and awareness of its imperfections and limitations.
Diffusionists address the increasing loss of authentic quality in photographic images. People who never existed, laboratories, devices, and phenomena are—despite supposed photographic testimony—artificially generated. In this art project, a photogenerated world of images is created through the creative use of image-generating artificial intelligence. The indexicality of the photographic images shown in the book is asserted through time, style, composition, and genre and, at the same time, questioned through targeted stylistic breaks, minor imperfections, consistent surreality, and subversive humor.
The documentary and fictional parts of the visual world, which become blurred with the increasing implementation of image-generating AI in the social context, are reflected in the coexistence of historical and contemporary image parts of the supposedly time-traveling diffusionists. Due to their depiction and presentation in context, scientific apparatuses create supposed authenticity, which could only be attested to by diffusionists’ scientific experts. As a layperson, the viewer can only read the image and succumbs to the convincingly presented claim to documented truth out of ignorance.
In analogy to the current usability of generative AI as a new tool for creating creative expression, the visual world of diffusionists creates a surreal, photographic time window set around 100 years ago. This was when classic photography became usable as a new imaging medium for a broad population. While photography was the technology for a new means of visual communication back then, today’s diffusion models refer to society’s digitalized visual memory, including its photographic and aesthetic components, due to their training data.
With the general availability of generative artificial intelligence, the photogenic work “Diffusionistsˮ negotiates fundamental aspects of the new, disruptive technology and the associated challenges for society on various levels.